Ausgewählte Gedichte, Reime und Sprüche

Reicht den Becher in die Runde! Freudig preisen wir die Stunde, Wo wir uns aus fernen Landen Brüderlich zusammenfanden Zu dem schönsten Jugendbunde. Alter Neid, der uns verblieben, Alter Haß, er sei vertrieben. Wer da haßt, der lebt vergebens, Denn die Summe unsres Lebens Sind die Stunden, wo wir lieben. Wo wir irren, wo wir…
Mir fehlt etwas, mir ist nicht recht, Doch wüßt ich wohl, was ich wohl möcht". Ich möchte was und weiß warum, Das geht mir so im Kopf herum. Heut" sprangen mir von meiner Hos" Schon wieder mal zwei Knöpfe los; Da setzt" ich mich und näht" herum Wohl eine Stund, bis ich ganz krumm; Bin…
Die gnädige Frau, die alte, Die hab’ ich konterfeit. Sie hatte manche Falte, Drob war sie nicht erfreut. Die Falten und die Runzeln, Die malt ich nimmermehr, Drob tät sie gnädig schmunzeln, Das freut die Alte sehr. Sie hatte viele Pocken - Ich fand den Teint so klar; Sie hatte falsche Locken - Ich lobt…
Ich ging zum Wein und ließ mich nieder Am langen Stammtisch der Nöckerbrüder. Da bin ich bei einem zu sitzen gekommen, Der hatte bereits das Wort genommen. "Kurzum" - so sprach er -, "ich sage bloß, Wenn man den alten Erdenkloß, Der, täglich teilweis aufgewärmt, Langweilig präzis um die Sonne schwärmt, Genau besieht und wohl…
Ein alter Kauz, im hohlen Baum, Vertieft in seinen Tagestraum, Doch aufgewacht durch lautes Pochen Von Meister Specht und durch die Lieder Der Vöglein, ist hervorgekrochen Und spricht also: "Ihr Waldesbrüder! Die Welt, das läßt sich nicht bestreiten, Hat ihre angenehmen Seiten; Sie liefert Körner, Käfer, Mäuse Zum Wohlgeschmack in jeder Weise Und geht auch…
I. Es ist halt schön, Wenn wir die Freunde kommen sehn. Schön ist es ferner, wenn sie bleiben Und sich mit uns die Zeit vertreiben. Doch wenn sie schließlich wieder gehn, Ist´s auch recht schön. II. Bau nicht zu sehr auf Worte stolz, Selbst von den nett’sten Kerlen; Versprechen klingt wie Eichenholz, Das Halten ist…
Es wird behauptet, und mit Grund, Ein nützlich Werkzeug sei der Mund! Zum ersten läßt das Ding sich dehnen Wie Guttapercha, um zu gähnen. Ach, Grete, wenn du dieses mußt, Tu es im stillen und mit Lust! Zum zweiten: wenn es grad von Nöten, Kann man ihn spitzen, um zu flöten. Sitzt dann der Schatz…
Rieke näht auf die Maschine; Nischke ist bei´s Militär, Dennoch aber ließ sie ihne Niemals nahe bei sich her. Wozu, fragte sie verächtlich, Wozu hilft mich der Soldat, Wenn man bloß durch ihn hauptsächlich So viel hohe Steuern hat? Einstmals ging sie in das Holze, Nischke wollte gerne mit; Aber nein, partu nicht wollt se,…
Wohl ehedem, da trank des Weines Auch ich mein Teil, und zwar kein kleines. Nun aber muß ich mich bequemen, Das Ding mehr objektiv zu nehmen, Um, still verborgen hinterm Zaun, Wenn and’re trinken, zuzuschau’n. Und wahrlich! Wenn man fünfundfunfzig, Dann ist es Zeit, daß die Vernunft sich Vernehmen läßt und leise spricht: Hör’, Alter!…
Auch uns, in Ehren sei’s gesagt, Hat einst der Karneval behagt, Besonders und zu allermeist In einer Stadt, die München heißt. Wie reizend fand man dazumal Ein menschenwarmes Festlokal, Wie fleißig wurde über Nacht Das Glas gefüllt und leergemacht, Und gingen wir im Schnee nach Haus, War grad die frühe Messe aus, Dann konnten gleich…
Nicht, wer selbst ein Lautenschläger, Sondern der Gedichtsverleger Ist der rechte Kritikus, Nämlich, weil er zahlen muß.
ER WURDE GRAUER - DOCH NICHT GRÄMLICH, Ein halber Bauer - doch nicht dämlich, Und Herz und Ohren sind gesund. Drum hört er auch - selbst in der Ferne, Noch immer deutlich, immer gerne Ein Wort aus holdem Frauenmund!
Wer eine Erbschaft übernommen, Hat für die Schulden aufzukommen, Denn nicht umsonst ist der Genuß. Kein Leugnen gilt, kein Widerstreben, Wir müssen sterben, weil wir leben. So lautet der Gerichtsbeschluß.
MUSS ICH MICH SCHON WIEDER PLAGEN? Also wieder ein Gedicht? Soll ich wagen Nein! zu sagen? Nein, ich bin kein Bösewicht! Dehne dich, Poetenleder! Werde flüssig, alter Leim! Sieh, schon tröpfelt aus der Feder Der mit Angst gesuchte Reim! Und so zeig’ ich mit Vergnügen Mich als einen netten Herrn. Ach, mitunter muß man lügen,…
ES GEHT DER KRIEGER, DER GERECHTE, Mit frohem Mute zum Gefechte. Indessen ist es ihm doch lieber, Wenn alles erst mal gut vorüber.
Es geht nicht alles nach Belieben. Das hat mal wieder wer erfahren, Den man vor fünfundsiebzig Jahren Im Kirchenbuche eingeschrieben. Heut ist er nämlich nicht zugegen, Und leider weiß er auch weswegen: Seitdem er alt und kalt geworden, G´hört er zum Stubenhockerorden. Die Zeit, nur scheinbar schwach und leer, Hat ihm wie spielend nebenher Ein…
Mein Lebenslauf ist bald erzählt, In stiller Ewigkeit verloren Schlief ich, und nichts hat mir gefehlt, Bis daß ich sichtbar ward geboren. Was aber nun? - Auf schwachen Krücken, Ein leichtes Bündel auf dem Rücken, Bin ich getrost dahingeholpert, Bin über manchen Stein gestolpert, Mitunter grad, mitunter krumm, Und schließlich mußt’ ich mich verschnaufen. Bedenklich…
Ich weiß nicht mehr genau, wie es gekommen. Kurzum! Nach längerem Verborgensein Hab’ ich dereinst auf Erden Platz genommen, Um auch einmal am Licht mich zu erfreun, Und allsogleich faßt’ mich die Zeit beim Kragen Und hat mich neckisch, ohne viel zu fragen, Bald gradeaus, bald wiederum im Bogen, Durch diese bunte Welt hindurchgezogen. Inzwischen…
Gott zieht nur an der Hand, der einen, Der Teufel zieht an beiden Beinen. Wenn andre klüger sind als wir, Das macht uns selten nur Pläsier, Doch die Gewißheit, daß sie dümmer Erfreut fast immer. Der klugen Leute Ungeschick Stimmt uns besonders heiter; Man fühlt doch für den Augenblick Sich auch einmal gescheiter. Dummheit, die…
Gesunder Magen bleibt unbeachtet: Viel Arbeit, wenig Dank. Scheint die Welt so groß, weil der Kopf so klein? Lacher gibt’s vom Trottel bis zum Teufel. Der Gewinn anderer wird fast wie ein eigener Verlust empfunden. Um Neid ist keiner zu beneiden. Klatschen heißt: anderer Leute Sünden beichten. Der eine trägt Holz, der andre wärmt sich…
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