Johanna Kessler – Bekanntschaft

(geb. 9.5.1831, gest. 9.2.1915) 

Johanna Kessler war eine bemerkenswerte Persönlichkeit in Wilhelm Buschs Leben. Als Gattin eines Frankfurter Bankiers lernte sie Busch in den späten 1860er Jahren kennen und wird oft als seine große, unerfüllte Liebe angesehen. Die kluge und kunstsinnige Frau kam dem eigenbrötlerischen Busch so nahe wie kaum eine andere. Ihre Beziehung blieb jedoch auf eine intensive Freundschaft beschränkt, da Johanna Kessler verheiratet war und mehrere Kinder hatte.

Wilhelm Busch lernte Johanna Kessler 1868 kennen, als sein Bruder Otto als Hauslehrer für die Kessler-Kinder in der Villa der Familie in Frankfurt arbeitete. Busch bewunderte Johanna nicht nur als kunstinteressierte Gönnerin, sondern auch als Mutter und Frau. Sie stellte ihm ein Atelier in der Nähe der Villa zur Verfügung, förderte seine Kunst und versuchte, ihn in die Frankfurter Gesellschaft einzuführen. Diese Bemühungen führten zu einem engen Kontakt zwischen den beiden bis 1872.

Busch zog sich nach Wiedensahl zurück und besuchte Frankfurt nur noch selten bis 1877. Ein Brief von Johanna Kessler, der auf seine künstlerische Arbeit anspielte, könnte ihn so verstimmt haben, dass er die Korrespondenz fast 14 Jahre lang ruhen ließ. Diese lange „Sendepause“ in ihrer Freundschaft deutet darauf hin, dass Johanna Kessler sich einen anderen Busch wünschte und dass Busch sich in eine unbehagliche Rolle gedrängt fühlte.

Selbst zur Beerdigung seines Bruders Otto, der im Familiengrab der Kesslers beigesetzt wurde, reiste Busch nicht nach Frankfurt. Erst nach 1891 nahmen sie den Kontakt wieder auf. Sie begannen wieder, sich Briefe zu schreiben, und es gab einige Besuche, die jedoch in einer „abgeklärten Stimmung“ stattfanden. Trotz der Schwierigkeiten und der langen Unterbrechung blieb ihre Freundschaft bis zu Buschs Lebensende bestehen.

Johanna Kessler bleibt eine faszinierende Figur in Wilhelm Buschs Leben, nicht nur wegen ihrer Rolle als Muse und Gönnerin, sondern auch wegen der emotionalen Komplexität ihrer Beziehung. Ihre Verbindung war geprägt von tiefer Bewunderung und unerfüllten Erwartungen, was sie zu einer der bedeutendsten Beziehungen in Buschs Leben machte.

Bildnachweis:

Das Gemälde von Johanna Keßler, das von Wilhelm Busch geschaffen wurde, trägt den Titel „Bildnis Johanna Keßler“. Es handelt sich um ein Ölbild auf Leinwand, das um 1870/72 entstanden ist. Die Maße des Gemäldes betragen 63 x 53 cm. Die Abbildungen auf dieser Seite sind für die bessere Darstellung überarbeitete digitale Abbilder. Das obige Bild ist rein zur Illustration künstlich verbreitert worden.

Weitere Informationen

Wilhelm Busch kam erstmals im Juni 1867 nach Frankfurt am Main, wo sein jüngerer Bruder Otto als Hauslehrer bei der wohlhabenden Bankiers- und Industriellenfamilie Keßler arbeitete[1][2]. Dieser Aufenthalt markierte den Beginn einer bedeutenden Phase in Buschs Leben und künstlerischem Schaffen. In Frankfurt entwickelte sich eine enge Freundschaft zwischen Wilhelm Busch und Johanna Keßler, der Hausherrin…
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