Wilhelm Busch kam erstmals im Juni 1867 nach Frankfurt am Main, wo sein jüngerer Bruder Otto als Hauslehrer bei der wohlhabenden Bankiers- und Industriellenfamilie Keßler arbeitete[1][2]. Dieser Aufenthalt markierte den Beginn einer bedeutenden Phase in Buschs Leben und künstlerischem Schaffen.
In Frankfurt entwickelte sich eine enge Freundschaft zwischen Wilhelm Busch und Johanna Keßler, der Hausherrin der Familie Keßler. Johanna Keßler war eine einflussreiche Kunst- und Musikmäzenin, die in ihrer Villa an der Bockenheimer Landstraße regelmäßig einen Salon veranstaltete, in dem Künstler, Musiker und Philosophen verkehrten[1]. Sie erkannte in Busch einen vielversprechenden Maler und beschloss, seine Karriere zu fördern[1][3].
Johanna Keßler richtete Busch zunächst eine Wohnung und ein Atelier in ihrer Villa ein. Später bezog er eine eigene Wohnung in der Nähe des Keßler’schen Anwesens[1]. Die Unterstützung und Bewunderung Johanna Keßlers motivierten Busch in seinem künstlerischen Schaffen. Die Frankfurter Jahre gelten als eine der produktivsten Phasen in Buschs malerischem Werk[1][3].
Während seines Aufenthalts in Frankfurt wurde Busch durch seinen Bruder Otto mit der Philosophie Arthur Schopenhauers bekannt gemacht, die einen prägenden Einfluss auf sein Denken und sein schriftstellerisches Werk ausübte[6][7].
In Frankfurt entstanden bedeutende Werke Buschs, darunter Gipsbüsten von Johanna Keßler und ihrer Tochter sowie Ölgemälde[5]. Auch literarische Werke wie „Die fromme Helene“ wurden hier geschaffen[5]. Ein besonders wertvolles Zeugnis seiner Frankfurter Zeit ist eine aufwendig gestaltete Zierhandschrift des „Heiligen Antonius von Padua“, die sich heute im Städel Museum befindet[5].
Obwohl Busch als Maler zu Lebzeiten nicht die gleiche Anerkennung fand wie als humoristischer Dichter und Zeichner, ermöglichte ihm der Aufenthalt in Frankfurt, seine malerischen Fähigkeiten weiterzuentwickeln und zu verfeinern[1][3].
Die Zeit in Frankfurt war für Wilhelm Busch also eine Phase intensiver künstlerischer Produktivität und intellektueller Anregung, die wesentlich zu seiner Entwicklung als Künstler und Schriftsteller beitrug.
Bildnachweis:
Wikipedia CC, Kolorierung und digitale Aufarbeitung Jörg Spieler