Meyer's Bitter
Der Likör, den Busch liebte

„Meyer’s Bitter“ ist ein Kräuterlikör, der ab dem späten 19. Jahrhundert von der Familie Meyer  in Stadthagen hergestellt wurde. August Meyer war nicht nur ein Likörfabrikant, sondern auch ein leidenschaftlicher Sammler, Karikaturist und Gastgeber, der seine soziale und geschäftliche Welt um den Likörbau erweiterte. Der Kräuterlikör „Meyer’s Bitter“ wurde ein bedeutendes Element in seinem sozialen Kreis und spielte eine zentrale Rolle in seinem gesellschaftlichen Leben sowie in seinen künstlerischen und geschäftlichen Verbindungen.

Historischer Kontext von „Meyers Bitter“

  • Herkunft: Der Likör wurde in Meyers Haus und Geschäft in Stadthagen produziert, wo er im oberen Stockwerk auch ein kleines Privatmuseum einrichtete. Dieses Museum war bekannt als das „Antiken-Zimmer“ und beherbergte neben historischen Objekten auch das sogenannte „Fremdenbuch“, in das sich Meyers Gäste eintragen durften.
  • Das „Fremdenbuch“ und seine Bedeutung: „Meyer’s Bitter“ war ein fester Bestandteil der Treffen, die Meyer mit seinen illustren Gästen veranstaltete. Gäste in seinem Privatmuseum wurden oft mit dem Likör bewirtet, und das „Fremdenbuch“ diente als eine Art Gästebuch, in dem Besucher wie Wilhelm Busch sich verewigten.

Der Likör, den Wilhelm Busch liebte

  • Zitate und Bezug zu Wilhelm Busch: Wilhelm Busch, der ebenfalls eine enge Beziehung zu August Meyer pflegte, erwähnte den Likör mehrfach in seinen Briefen. In einem Brief vom 10. März 1875 an seinen Freund Erich Bachmann schrieb Busch: „Der Bittre ist direkt von der Quelle genommen bei Gelegenheit eines Besuchs, den ich vorige Woche dem Verfaßer und Fabrikanten in Stadthagen abstattete“. Diese Aussage zeigt, dass „Meyer’s Bitter“ nicht nur ein Produkt, sondern auch ein Symbol für die Gastfreundschaft und die Freundschaft zwischen Meyer und Busch war.

Meyers Bitter als gesellschaftliches Symbol

  • Geselligkeit und Kultur: August Meyer war nicht nur Likörfabrikant, sondern auch ein geselliger Gastgeber, der Künstler, Schriftsteller, Maler, Militärs und andere Persönlichkeiten seiner Zeit um sich scharte. Sein Likör „Meyer’s Bitter“ diente dabei häufig als Medium der Gastfreundschaft und als Begleiter für Diskussionen über Kunst, Literatur und das Zeitgeschehen. Die Treffen bei Meyer galten als Zentrum für kreativen Austausch und Freundschaft, an denen auch Frauen, wenn sie nicht emanzipiert waren, selten teilnahmen.
  • Tradition und Vermächtnis: „Meyer’s Bitter“ war so fest mit dem sozialen und künstlerischen Leben von Stadthagen verbunden, dass es auch in der Ausstellung über August Meyer eine bedeutende Rolle spielte. Die Firma Schwarze und Schlichte, die historische Dokumente und Materialien für die Ausstellung bereitstellte, stellte unter anderem Originaletiketten, Medaillen und einen ganzen Schrank voll „Meyer’s Bitter“ zur Verfügung. Diese Exponate halfen dabei, das Erbe des Kräuterlikörs und seine Bedeutung in der Region zu würdigen.

Künstlerische und kulturelle Bedeutung

  • Satire und Karikatur: Als Karikaturist und humorvoller Geist spiegelte sich August Meyers Persönlichkeit auch in der Herstellung und Präsentation von „Meyer’s Bitter“ wider. Er nutzte seine Kunst, um soziale und gesellschaftliche Themen satirisch darzustellen, und der Likör war oft Teil dieses Spiels. Die Verbindung von Humor, Kunst und Kräuterlikör schuf eine einmalige Atmosphäre, in der die Besucher nicht nur den Likör genossen, sondern auch intellektuelle und künstlerische Diskussionen führten.
  • Symbol für künstlerische und geistige Verwandtschaft: Die Beziehungen zwischen Meyer und seinen Gästen, insbesondere Wilhelm Busch, basierten auf einer gemeinsamen Leidenschaft für Kunst und Satire. Der Genuss von „Meyer’s Bitter“ war eine Art kulturelles Ritual, das diese Verbindung festigte. Ihre Treffen waren geprägt von einem Austausch über Kunst, Literatur und Humor, und der Likör wurde zum Symbol ihrer geistreichen Auseinandersetzungen.

Fazit

„Meyer’s Bitter“ war weit mehr als nur ein Getränk; es war ein Ausdruck von August Meyers Persönlichkeit, seinem Humor und seiner Liebe zur Gesellschaft. Der Likör spielte eine zentrale Rolle in seinem Leben und in seinem sozialen Kreis und diente als Brücke zwischen Kunst und Gesellschaft. Er repräsentierte nicht nur Meyers Handwerk als Likörfabrikant, sondern auch seinen Einfluss als Gastgeber und Förderer künstlerischer und intellektueller Netzwerke in Stadthagen und darüber hinaus.

Weitere Informationen

Das berühmte Zitat "Wer Sorgen hat, hat auch Likör" stammt aus Wilhelm Buschs Bildergeschichte "Die fromme Helene" aus dem Jahr 1872. Der vollständige Vers lautet: "Es ist ein Brauch von Alters her: Wer Sorgen hat, hat auch Likör. Doch wer zufrieden und vergnügt, sieht zu, daß er auch welchen kriegt." Diese Zeilen bilden den Auftakt…
Wilhelm Busch und August Meyer verband eine enge Freundschaft. Meyer, populärer Bürger, vermarktete erfolgreich seinen Bitter als Medizin.
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