Max-und-Moritz-Preisträger zu Gast bei Wilhelm Busch

„Comic’s coming home“ könnte man neudeutsch die Ausstellung auch überschreiben, die ab 14. September im Wiedensahler Wilhelm-Busch-Geburtshaus die Gratulationscour zum 150. Geburtstag von Max und Moritz einleiten und bis zum 25. Mai 2015 zu sehen sein wird. 1865 erschien die Erstauflage der sieben Streiche der bösen Buben in Buchform. Die explodierende Pfeife des Lehrer Lämpels wird dabei weltweit immer wieder als „Urknall“ des Comics angeführt. Die neuere Comic-Forschung sieht in dem Multikünstler aus der niedersächsichen Provinz heute zwar nicht mehr den alleinigen Erfinder dieser bebilderten Erzählform, doch zu den Ahnen des Genres ist er zweifelsfrei zu rechnen. Gerade im deutschsprachigen Raum gibt es immer wieder auch jüngere Autoren, die sich auf den „Weisen aus Wiedensahl“ berufen. Folgerichtig leitet nun das Geburtshaus die übers kommende Jahr auf ganz Schaumburg verteilte Geburtstagssause mit einer Heerschau der aktuell erfolgreichsten Comickünstler deutscher Sprache ein. Den Maßstab setzt dabei alle zwei Jahre der – nomen est omen – auf dem Comic-Salon in Erlangen verliehene Max-und-Moritz-Preis.

Für sein Lebenswerk wurde dort jüngst mit Ralf König ein Künstler ausgezeichnet, der seine Verbundenheit mit Busch bei vielen Gelegenheiten erkennen ließ und mit „Der bewegte Mann“ spätestens seinen Durchbruch feierte, als diese spritzig-witzige Graphic Novel mit autobiografischen Zügen 1994 als Spielfilm in die Kinos kam. In die „Comic-Bibel“ Eingang gefunden haben danach auch noch „Super Paradise“ mit Konrad und Paul, den bisweilen bitterbösen Chronisten des schwulen deutschen Alltags um die Jahrtausendwende, sowie seine Bibel-Trilogie: „Prototyp“, die umwerfend komische Version Königs der Schöpfungsgeschichte, „Archetyp“ und „Antityp“ Originale bringt nach Wiedensahl auch die als beste deutschsprachige Comic-Künstlerin geehrte Österreicherin Ulli Lust, die mit der Aufarbeitung einer Italien-Reise per Autostopp – die sie als als 17-Jährige mit einer Freundin bis nach Sizilien brachte – 2009 gleich für Furore sorgte. Die Graphic Novel wurde in Europa und den USA mehrfach ausgezeichnet – derzeit ist das Werk für den „Will-Eisner-Award 2014“ nominiert. Ihr aktuelles Werk ist die Comic-Adaption des in der NS-Zeit spielenden Romans „Flughunde“ von Marcel Beyer. Lust lebt inzwischen in Berlin und gilt als prominente Vertreterin des „dokumentarischen Comics“. Der Preis für den besten deutschsprachigen Comic ging an den Berliner Autoren und Zeichner Mawil für seine Comic-Erzählung „Kinderland“. Die Geschichte spielt in Ostberlin kurz vor dem Fall der Mauer. Am Beispiel des Siebtklässlers Mirco beschreibt er die Befreiung der Ostdeutschen aus der SED-Vormundschaft. Auf Einladung des Goethe-Instituts war Mawil mit Lesungen und Workshops bereits mehrfach im Ausland zu Gast. Er wird in der Wiedensahler Ausstellung ebenso vertreten sein wie der in der gleichnamigen Straße mit dieser Hausnummer lebende Kölner „18 Metzger“, der in Erlangen für „Totes Meer“ als bester deutschsprachiger Comic-Strip geehrt wurde. Erstmalig werden die dazugehörigen Originale mit einer Ausstellung gewürdigt. Das als beste studentische Comic-Publikation ausgezeichnete Magazin „Triebwerk“ der Illustrationsklasse von Hendrik Dorgathen der Kunsthochschule Kassel wird in analoger und digitaler Form präsentiert. Ebenfalls digital aufbereitet wird der mit dem Publikumspreis prämierte Webcomic „Schisslaweng“ von Marvin Clifford. Mit „Endlich Comic!“ feiert nicht nur der Comic in Wiedensahl Premiere – erstmalig werden die aktuellen Max-und-Moritz-Preisträger mit einer eigens konzipierten Ausstellung ausserhalb Erlangens gezeigt. Passender Weise im Geburtshaus von Wilhelm Busch

In Kooperation mit dem Kulturamt der Stadt Erlangen

Veranstaltung

  • Datum 14.09.2014 - 25.05.2015
  • Ort Hauptstraße 68, 31719 Wiedensahl
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