Hund und Katze

Miezel, eine schlaue Katze,
Molly, ein begabter Hund,
Wohnhaft an demselben Platze,
Haßten sich aus Herzensgrund.

Schon der Ausdruck ihrer Mienen
Bei gesträubter Haarfrisur
Zeigt es deutlich: Zwischen ihnen
Ist von Liebe keine Spur.

Doch wenn Miezel in dem Baume,
Wo sie meistens hin entwich,
Friedlich dasitzt wie im Traume,
Dann ist Molly außer sich.

Beide lebten in der Scheune,
Die gefüllt mit frischem Heu.
Alle beide hatten Kleine,
Molly zwei und Miezel drei.

Einst zur Jagd ging Miezel wieder
Auf das Feld: Da geht es bumm.
Der Herr Förster schoß sie nieder.
Ihre Lebenszeit ist um.

Oh, wie jämmerlich miauen
Die drei Kinderchen daheim.
Molly eilt, sie zu beschauen,
Und ihr Herz geht aus dem Leim.

Und sie trägt sie kurz entschlossen
Zu der eignen Lagerstatt,
Wo sie nunmehr fünf Genossen
An der Brust zu Gaste hat.

Mensch, mit traurigem Gesichte,
Sprich nicht nur von Leid und Streit.
Selbst in Brehms Naturgeschichte
Findet sich Barmherzigkeit.

Über die Bildergeschichte “Hund und Katze” von Wilhelm Busch

Wilhelm Buschs Gedicht “Hund und Katze” behandelt auf humorvolle und zugleich nachdenkliche Weise die Beziehung zwischen einer Katze namens Miezel und einem Hund namens Molly. Die beiden Tiere leben am selben Ort und hegen eine tiefe Abneigung gegeneinander. Diese Feindschaft ist so ausgeprägt, dass sie sich sogar in ihren Gesichtsausdrücken widerspiegelt[1].

Inhalt und Handlung

Das Gedicht erzählt, dass Miezel und Molly trotz ihrer Feindschaft in einer Scheune zusammenleben, die mit frischem Heu gefüllt ist. Beide haben Nachwuchs: Molly hat zwei Welpen und Miezel drei Kätzchen. Eines Tages wird Miezel bei einem Jagdausflug von einem Förster erschossen, was ihre drei Kätzchen verwaist zurücklässt. Trotz der vorherigen Feindschaft nimmt sich Molly der verwaisten Kätzchen an und sorgt für sie, indem sie sie zu sich in ihr Lager bringt[1].

Themen und Aussage

Busch vermittelt durch diese Geschichte eine Botschaft über Mitgefühl und Barmherzigkeit, selbst inmitten von Konflikten. Die Handlung zeigt, dass es möglich ist, über Feindschaften hinwegzusehen und Mitgefühl zu zeigen, was auch eine Lehre für menschliches Verhalten sein könnte[1].

Formale Merkmale

Das Gedicht besteht aus 32 Versen, die in acht Strophen unterteilt sind. Es zeichnet sich durch einen einfachen, erzählenden Stil aus, der leicht verständlich ist. Die Reime und der Rhythmus tragen zur humorvollen, aber auch nachdenklichen Atmosphäre des Gedichts bei.

Wilhelm Busch ist bekannt für seine satirischen Bildergeschichten und Gedichte, die oft menschliche Schwächen auf humorvolle Weise thematisieren. “Hund und Katze” ist ein typisches Beispiel für seine Fähigkeit, ernste Themen in humorvoller Form zu präsentieren[1].

Quelle: Bilderpossen

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