Ein Klassiker im modernen Interviewformat
In der Wochenend-Ausgabe der Schaumburger Zeitung vom 29. März 2025 staunten die Leser nicht schlecht: Kein Geringerer als Wilhelm Busch wurde als „Schaumburger der Woche“ vorgestellt – freilich nicht als leibhaftiger Zeitgenosse, sondern als augenzwinkernde Hommage an einen der scharfzüngigsten Köpfe der deutschen Literaturgeschichte.
Die Rubrik mit Tradition
Die Rubrik „Schaumburger der Woche“ erscheint regelmäßig in der Schaumburger Zeitung und stellt Menschen aus der Region auf unterhaltsame Weise vor. Diesmal stand ein Mann im Mittelpunkt, der zwar längst nicht mehr unter uns weilt, aber durch sein Werk bis heute nachwirkt.
Busch ganz im Heute – und doch zeitlos
In einem fiktiven Interview, charmant verfasst im Stile heutiger Persönlichkeitsrubriken, begegnet uns Busch so, wie man ihn kennt – witzig, spitzfindig und immer mit einem feinen Gespür für das Menschliche. Der in Wiedensahl geborene Dichter und Zeichner gibt sich darin lebensklug, sprachverliebt und gesellschaftlich wach.
„Ein jeder Mensch, so wie er’s treibt, am End’ doch seine Spuren schreibt“, lautet sein Motto – ein Satz, wie gemeißelt aus seiner Feder.
Mit Tiefgang und feinem Humor
Der Beitrag überzeugt durch kreative Fragen und pointierte Antworten – ob es um das beste Tiefkühlprodukt (Eis Vanille), seinen größten Beitrag zum Klimaschutz (weniger reisen, mehr laufen) oder das schlimmste Modewort („Wird schon“) geht. In jedem Satz schimmert Buschs Zeitlosigkeit durch. Selbst ein harmloses Kinderlied wird bei ihm zur Ode an die Einfachheit, und ein leerer Tisch mit vollem Blatt ersetzt jeglichen Luxus.
Gesellschaftskritik mit Augenzwinkern
Besonders schön: Auch aktuelle Themen wie Selbstoptimierung, Internetkäufe oder Adrenalinkicks werden in Buschscher Manier entzaubert – stets mit Witz, aber nie ohne Tiefgang.
Mehr als Nostalgie
Dass sich die Schaumburger Zeitung zu diesem literarischen Kunstgriff entschloss, ist mehr als ein nostalgischer Gag. Es ist ein liebevolles Plädoyer für Sprache, Nachdenklichkeit und Humor in Zeiten, in denen vieles laut und flüchtig ist.
Ein kleines Denkmal im Zeitungspapier
Mit dieser charmanten Rubrik wurde Wilhelm Busch ein kleines Denkmal im Lokalteile-Format gesetzt – und vielleicht hat er, wo auch immer er sich nun herumtreibt, schmunzelnd mit dem Federkiel genickt.
Wer mehr über das Leben und Wirken des Originals erfahren möchte, wird natürlich auf dieser Website fündig – ganz ohne Adrenalinschub, aber mit Sinn, Spott und Feder.
Reales Interview mit Jakob Gokl, Chefredakteur der Schaumburger Zeitung
Herr Gokl, wie kam es zur Idee, Wilhelm Busch – eine historische Figur – als „Schaumburger der Woche“ zu porträtieren? War es ein einmaliger Ausflug in die Literaturgeschichte oder steckt ein größeres redaktionelles Konzept dahinter?
Soll ich ehrlich sein? Es war ein spontaner Einfall, da unser geplanter Schaumburger der Woche kurzfristig ausgefallen ist. Da wir uns aktuell hinter den Kulissen kritisch mit KI im Journalismus auseinandersetzen, lag der Gedanke nahe. Künstliche Intelligenz scheitert oft an simplen Fakten – aber sie kann imitieren. In diesem Fall den Stil von Wilhelm Busch.
Die Rubrik „Schaumburger der Woche“ stellt normalerweise lebende Persönlichkeiten vor. Was hat Sie überzeugt, das Format für eine Hommage an Busch zu öffnen? Gab es intern Diskussionen oder war der Entschluss schnell gefasst?
Die Idee fand schnell Zustimmung in der Redaktion. Vor allem, da das Endprodukt überraschend überzeugend war. Wilhelm Busch als einer der wenigen historischen Schaumburger mit europäischer Strahlkraft lag dabei als historische Persönlichkeit nahe. Außerdem hat er einen unverwechselbaren Stil, der ein Interview lesenswert macht.
Der fiktive Interviewstil trifft erstaunlich gut den Ton Wilhelm Buschs. Wie wichtig ist Ihnen sprachlicher Stil bei solchen Sonderformaten – auch im Hinblick auf die Wirkung bei jüngeren Lesern?
Sein markanter Stil war ein wesentlicher Grund, warum wir Busch wählten. Hätten wir ihn nicht ganz passabel getroffen, wäre das Interview nicht gedruckt worden.
Was bedeutet Wilhelm Busch für die Region Schaumburg heute noch – jenseits von Denkmalpflege und Schulunterricht? Ist er eher kulturelles Erbe oder lebendige Inspiration?
Für Journalisten und alle, die mit Sprache arbeiten, ist Wilhelm Busch mehr als nur ein kulturelles Erbe. Er hat seinen Stil zu einer Meisterschaft gebracht, an die nur wenige herankamen. Auch wenn wir uns bei der Berichterstattung meist in anderen Textgattungen bewegen, ist Wilhelm Busch ein Fixstern.
Dürfen sich die Leser künftig auf weitere historische „Schaumburger der Woche“ freuen – oder war das ein einmaliger literarischer Streich? Könnte es ein Format werden, das Geschichte humorvoll und zugänglich macht?
Anders als bei Witwe Bolte ist kein zweiter Streich geplant.
Anmerkung der Redaktion:
Das geschriebene Wort ist im Wandel durch Werkzeuge wie künstliche Intelligenz. Es ist an der Zeit, sich mit diesem Wandel auseinanderzusetzen. Für mich gibt es vorweg keine hundertprozentige Ablehnung oder Zustimmung.
Jörg Spieler
Bildnachweis: Fiktives Foto mit KI-Unterstützung