Ralf König ist der national und international mit Abstand erfolgreichste und anerkannteste deutsche Comic-Zeichner unserer Tage. Das unterstreichen neben Veröffentlichungen in aller Welt zahlreiche Auszeichnungen auf renommierten Comic-Festivals, etwa in Angoulême (Frankreich) oder Lucca (Italien). Und gleich viermal wurde Ralf König bereits mit einem Max und Moritz-Preis auf dem Internationalen Comic-Salon Erlangen ausgezeichnet.
Seinen Durchbruch erzielte der 1960 in Soest/Westfalen geborene, inzwischen aber schon lange in Köln wohnhafte Zeichner gleich mit seinem ersten, in einem großen Publikumsverlag veröffentlichten Band, “Der bewegte Mann”. In diesem 1987 erschienenen und sieben Jahre später mit viel Erfolg verfilmten Buch setzte er konsequent auf ein langes Erzählformat, das mit über 100 Seiten weit von dem entfernt ist, was das deutsche Publikum bis dato aus Comic-Heften oder -Alben mit ihren Standardumfängen gewohnt war und ihn zu einem wichtigen Pionier der Graphic Novels machte.
Zuvor hatte Ralf König zumeist mit Kurzgeschichten brilliert, die er seit Anfang der 1980er Jahre etwa in seinen „Schwul-Comix“ veröffentlichte. Seit dieser Zeit wird Ralf König wahlweise als „wichtigster Chronist” oder „bedeutendster Sympathieträger“ der Schwulenbewegung bezeichnet.
Bis heute behält er sich eine große formale Flexibilität vor, die immer nur den Inhalten verpflichtet ist – ganz so, wie es schon Wilhelm Busch bei seinen Werken hielt. Dieser Pionier des Comics erweckte Ralf Königs Interesse an Bildergeschichten bereits in ganz jungen Jahren, als er im elterlichen Haushalt „Das große Wilhelm Busch Album“ entdeckte, das ihm bis heute ein wichtiger Wegbegleiter auf seiner künstlerischen Karriere geblieben ist.
Ganz auf Wilhelm Buschs Spuren wendet sich Ralf König gegen jegliche Versuche, das freie Denken einzuschränken, und betont stattdessen das Streben nach Selbstentfaltung – auch und gerade gegen gesellschaftliche Widerstände. Immer wieder machte Ralf König durch seine pointierte Auseinandersetzung mit Religionsthemen von sich reden, so in dem zweibändigen Werk „Dschinn Dschinn“, seinen zum Karikaturenstreit entstanden Cartoons oder seiner „Bibel-Triologie“, die teilweise in der F.A.Z. vorabgedruckt wurde.
Mit diesen Arbeiten, die neben ihrer unbändigen Komik auch pointierte Gesellschaftskritik beinhalten, setzt sich Ralf König in eine direkte Nachfolge von Wilhelm Busch, der sich selbst aufgrund der Geschichte „Der heilige Antonius von Padua“ zu seiner Zeit der „Herabwürdigung der Religion“ bezichtigt sah.
Auch aufgrund dieser Geistesnähe war es Ralf König eine große Freude, auf seine ganz eigene Weise Buschs bekannteste Figuren Max und Moritz für das Ausstellungs- und Buchprojekt “Wilhelm Busch und die Folgen” zu interpretieren, das anlässlich des 2008 begangenen 100. Todestages von Wilhelm Busch initiiert wurde und bis heute gerade wegen Ralf König unvergessen ist.
Jury des Wilhelm-Busch-Preises:
- Prof. Dr. Hans-Georg Bögner, Sparkassenstiftung Kultur/SK-Stiftung Jugend und Medien, Köln-Bonn.
- Prof. Dr. Dietrich Grünewald, Universität Koblenz-Landau, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Comicforschung
- Martin Jurgeit, Kurator und Redakteur, JNK Verlag Berlin
- Dr. Gisela Vetter-Liebenow, Dt. Museum für Karikatur und Zeichenkunst, Hannover
Fotos: vvg