Ganz unverhofft, an einem Hügel,
Sind sich begegnet Fuchs und Igel.

“Halt”, rief der Fuchs, “du Bösewicht!
Kennst du des Königs Ordre nicht?

Ist nicht der Friede längst verkündigt,
Und weißt du nicht, daß jeder sündigt,
Der immer noch gerüstet geht? –
Im Namen Seiner Majestät,
Geh her und übergib dein Fell!”

Der Igel sprach: “Nur nicht so schnell!
Laß dir erst deine Zähne brechen,
Dann wollen wir uns weitersprechen.”

Und alsogleich macht er sich rund,
Schließt seinen dichten Stachelbund

Und trotzt getrost der ganzen Welt,
Bewaffnet, doch als Friedensheld.

Kurzbeschreibung:

Das Gedicht “Bewaffneter Friede” von Wilhelm Busch ist eine scharfsinnige Satire, die sich kritisch mit den Themen Militarismus und Frieden auseinandersetzt. Geschrieben gegen Ende des 19. Jahrhunderts, reflektiert es die gesellschaftlichen Spannungen und die Widersprüche zwischen dem offiziellen Friedensstreben und der gleichzeitigen Aufrüstung. Busch bedient sich in diesem Gedicht seines charakteristischen Spotts und Humors, um die Absurdität einer Gesellschaft zu beleuchten, die sich zwar nach Frieden sehnt, aber dennoch ständig in Waffen investiert. “Bewaffneter Friede” bleibt durch seine thematische Aktualität und seine kritische Haltung ein eindrucksvolles Beispiel für Buschs Fähigkeit, gesellschaftliche Missstände pointiert darzustellen.

Quelle: Busch, Gedichte. Zu guter Letzt, 1904
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